Schaukel, Rutsche, Wippgerät

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Roxeler Flüchtlingsheim Pienersallee 

So sieht er aus, der neue umzäunte Spielplatz, den die Stadt für die an der Pienersallee untergebrachten Flüchtlingskinder gebaut hat. Gestern wurde das Terrain dem DRK übergeben.

So sieht er aus, der neue umzäunte Spielplatz, den die Stadt für die an der Pienersallee untergebrachten Flüchtlingskinder gebaut hat. Gestern wurde das Terrain dem DRK übergeben. Foto: sch

Münster-Roxel - Die Freude ist groß: Die Stadt hat den Flüchtlingskindern im Pavillonkomplex an der Pienersallee einen Spielplatz gebaut. Doch das Terrain wird offenbar nicht von jedem begrüßt. Ein Anwohner meldete sich bereits mit Kritik zu Wort.

Von Thomas Schubert

 

Schaukel, Rutsche, Wippgerät: Die Stadt Münster hat der Flüchtlingseinrichtung an der Pienersallee einen Spielplatz gebaut. Das umzäunte Terrain direkt an der Westseite des Containergebäudes wurde am gestrigen Freitag dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) als Betreiber der Einrichtung übergeben. Die Freude war groß. Doch der Spielplatzbau scheint nicht jedem zu gefallen. In einem Brief an unsere Zeitung meldete sich ein Anwohner mit herber Kritik an der Maßnahme zu Wort.

In dem Schreiben weist der Roxeler darauf hin, dass bereits in den vergangenen Wochen von sozial engagierten Bürgern ein privat finanzierter Kinderspielplatz am Flüchtlingsheim erstellt worden sei: „Ganz im Sinne der von Bundespräsident Joachim Gauck geforderten Kultur des Miteinanders und der offenen Herzen.“ Besager Spielplatz sei jedoch von der Stadt „mit schwerem Gerät“ entfernt und durch einen „in Beton gegossenen Retorten-Spielplatz mit natürlich neuestem hochwertigsten Spielgerät“ ersetzt worden, ärgert sich der Anwohner.

„Mit welcher Begründung werden Tausende von Euros von unseren Volksvertretern für solch einen Unsinn aus dem Fenster geworfen?“, heißt es in dem Brief weiter. Müsse nicht die Integration im Vordergrund stehen und Zuwandererkinder deshalb bereits vorhandene Roxeler Spielplätze nutzen, um Kontakte knüpfen zu können?

Es sei völlig normal, dass Mädchen und Jungen Spielplätze in der Nachbarschaft aufsuchten. Bei unsicheren Kindern könne dies auch in Begleitung der Eltern der Fall sein. Insbesondere Flüchtlinge hätten doch genügend Zeit, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Durch den „prunkvollen Neubau“ würden „Ghettobildung und Ausgrenzung gefördert“. Wenn die Stadt über zu viel Geld verfüge, sei er „gerne bereit, auf dringend zu beseitigende öffentliche Missstände hinzuweisen“, schreibt der besorgte Roxeler.

Der Bau des Spielplatzes sei von vornherein geplant und auch nötig gewesen, kontert Vanessa Heele-Bökenkötter vom DRK. Bei dem privat errichteten Areal habe es sich um nicht mehr als zwei Trecker­reifen gehandelt, die mit Sand gefüllt worden seien. Kaum ein Kind habe darin gespielt. Es sei richtig gewesen, dass die Stadt für die bis zu 25 Flüchtlingskinder das neue umzäunte Spielareal gebaut habe, unterstreicht die Sozialpädagogin.

Gerade für die vielen noch sehr jungen Mädchen und Jungen aus dem Pavillonkomplex an der Pienersallee sei es wichtig, in heimischer Umgebung auch mal spontan und in aller Ruhe spielen zu können. Die Befürchtung, dass Spielplätze in der Nachbarschaft von Flüchtlingskindern nicht aufgesucht würden, weiß Vanessa Heele-Bökenkötter zu entkräften. Allerdings könnten die Eltern, da sie beispielsweise auch Termine hätten, ihren Nachwuchs nicht immer dorthin begleiten.

Es sei „toll und löblich“ gewesen, dass Ehrenamtliche quasi als Erstmaßnahme einen provisorischen Spielplatz am Flüchtlingsheim gebaut hätten, sagt Rüdiger Cramer vom Amt für Grünflächen, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Dieser habe nicht den geltenden Normen entsprochen und sei jetzt durch einen richtigen Spielplatz ersetzt worden.

Besagtes vorschriftsmäßiges Terrain wurde von Cramer dem DRK übergeben. Die Gesamtkosten für den Bau des Spielplatzes inklusive Umzäunung schlagen nach seinen Angaben mit rund 24 000 Euro zu Buche.


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Veröffentlicht
22:06:00 06.02.2016