Termine / News > Aktion öffentliches Wohnzimmer am 06.10.2018

Ein gemütliches Sofa, ein Beistelltisch, Spitzendeckchen – damit verwandelten Flüchtlingshelfer den Vorplatz vor der Lambertikirche am Samstagvormittag in ein stilisiertes Wohnzimmer. Viel brauchte es nicht. Und doch können viele Einwohner Münsters von einem eigenen Wohnzimmer nur träumen. Das gilt für Obdachlose ebenso wie für Frauen, die vor Gewalt fliehen, für Studierende und Geflüchtete. Auf die Frage „Zimmer frei?“ hören sie immer häufiger ein „Nein“.  Darauf machten Engagierte aus Münsters Flüchtlingshilfe  am Samstagmorgen aufmerksam.

In kurzweiligen Interviews mit dem Moderator Volker Stephan schilderten Vertreter der Obdachlosenhilfe, des Sozialdienstes katholischer Frauen, der Flüchtlingshilfe Roxel und des Asta alle eine ähnliche Geschichte. Wohnraum in Münster und zunehmend auch in seinen Vororten ist für Menschen mit geringem Budget zu teuer. Sie alle waren sich einig: Nur, wenn die Stadt Münster Zugriff auf mehr Wohnraum hätte, würde sich zumindest die größte Not lindern lassen. Denn allein durch öffentlich geförderte Wohnungen ließen sich Mietpreise sicherstellen, die auch Menschen mit wenig Geld bezahlen können. Laut Berechnungen der Hans-Böckler-Stiftung fehlen in der Stadt 33.000 Wohnungen, um alle Einwohner angemessen unterbringen zu können, zitierten die Organisatoren in einem Positionspapier.

Was es heißt, genug Platz zum Leben zu haben, zeigten die Gespräche mit zwei Roxeler Flüchtlingsfamilien aus Syrien, die heute in ganz unterschiedlichen Verhältnissen leben. Die sechs Mitglieder der Familie Yousef teilen sich zwei Zimmer in der Unterkunft an der Havixbecker Straße. Da fehlt nicht nur der Platz, um sich mal zurückzuziehen. Auch die Hausaufgaben der Schulkinder werden jeden Tag zur Herausforderung, schilderte der Familienvater eindringlich. Ganz anders geht es Familie Khalaf: Sie sind vor einem halben Jahr in ein Haus mit Garten gezogen – ein Ereignis, das nur durch die ungewöhnliche Initiative eines Roxelers möglich wurde. Der hatte das Gebäude gekauft, um es ausdrücklich an Geflüchtete zu vermieten. Mit diesem Umzug habe sich ihr ganzes Leben verändert, berichtete . . .   

So viel Einsatz hat Seltenheitswert, stellten die Gastgeber klar. Aber es geht ja auch kleiner. Könnten nicht viel mehr Münsteraner einen kleinen Beitrag leisten? – Auch dazu wollte diese Aktion anregen. So erhielten die zahlreich vorbeiflanierenden Einheimischen einen Flyer, in dem sie dazu aufgerufen werden, ein freies Zimmer oder auch nur eine Couch bei sich zu Hause vorübergehend an Menschen zu vergeben, die akut eine Bleibe benötigen. Sollten Angebote eingehen, so kümmern sich die Flüchtlingshelfer um die Vermittlung an passende Mieter.

                               


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Veröffentlicht
16:38:00 08.10.2018