Jahresrückblick 2016

Flüchtlingshilfe in Roxel

Die geflüchteten Menschen haben sich in Roxel zum Teil schon ganz gut in das Dorfleben eingefunden. (Die meisten möchten hier im Ort bleiben).

Da das Gebäude „Am Schultenhof“ direkt in einem Wohnviertel liegt und auch ein Backsteinhaus mit mehreren kleineren Appartements ist, ist das Wohnen dort schon recht angenehm.

Die Unterkünfte an der Pienersallee, die im Sommer 2015 bezugsfertig waren, benötigten noch so einige „Verschönerungen“, wie zum Beispiel eine Einzäunung und auch ein paar Spielgeräte. Dies wurde über den Winter hin fertiggestellt und ab Februar 2016 konnten die Kinder zumindest bei trockenem Wetter dort spielen, ohne sofort Zugang zur Straße zu haben.

In den Einrichtungen wohnen Geflüchtete, die von Erstaufnahmestationen, in denen sie registriert wurden, nach Roxel gekommen sind. In beiden Häusern wohnen Menschen verschiedener Herkunftsländer (Syrien, Irak, Iran, Pakistan, Albanien, Serbien, Georgien, Eritrea…) und unterschiedlicher Religionen.

Immer wieder gab es in 2016 öffentliche Treffen, um über die Einrichtungen zu sprechen beziehungsweise die Bewohner von Roxel zu informieren, wie zum Beispiel eine Infoveranstaltung Ende Februar im Schultenhof.

Schnell fanden sich Ehrenamtliche, die sich zutrauten, einen Deutschkurs für Erwachsene anzubieten. Alle waren mit Feuereifer dabei, sowohl die Bewohner der einzelnen Häuser als auch die Unterrichtenden.

Ebenso traf man sich zum wöchentlichen Jogging. Bei der regelmäßigen Aktion, an der Frauen teilnahmen, kam man gut ins Gespräch, und insofern war es ein Deutschkurs der anderen Art. (Erstaunt waren jedoch die Teilnehmerinnen, dass man auch bei Regen laufen sollte.) Aufgrund von Deutschkursen, Arbeitsstellen oder auch Wegzug hat sich die Jogginggruppe aufgelöst und wir haben zum Schwimmen gewechselt.

Es ist sehr interessant, wie viele Menschen aus den Flüchtlingsheimen nicht schwimmen können und sogar Angst vor dem Wasser haben. Somit mag man sich deren Fluchtgeschichte über das Meer gar nicht ausmalen.

Auch gibt es schon sehr lange Spiele-/ Bastel-/ Handarbeits-Gruppen oder einfach Gesprächsabende im Schultenhof, die jeden Montag stattfinden.

Zudem wurde im Schultenhof von Heike Gierschner, ausgebildete Mal- und Kunsttherapeutin, eine Maltherapie angeboten, was von den Kindern sehr gerne angenommen wurde. Übrigens wurde von ihr unser Vereinslogo kreiert!

Aufgrund von großem Platzmangel in den Containern an der Pienersallee kam die Idee, eine Holzhütte zu errichten. Dieses war die einzige Möglichkeit, einen „Zusatzraum“ zu schaffen. Die RWE (Herzlichen Dank an Wolfgang Lakebrink!) hat die Hütte und eine kleine Werkzeughütte gesponsert. Der Aufbau war innerhalb eines Tages schnell gemacht, die Männer halfen begeistert mit.

         

         

Zu einem festen Bestandteil in der Flüchtlingsarbeit in Roxel ist das Internationale Café (IC) geworden. Hierbei ist uns wichtig, dass sich nicht nur Geflüchtete treffen, sondern alle  Roxeler auch die Gelegenheit haben, die neuen Mitbürger des Ortes kennenzulernen. Denn nur wenn man Menschen kennenlernt und ein Stück von ihrem Leben erfährt, kann man sie besser verstehen, Ängste werden abgebaut, und manchmal kann man auch voneinander lernen.

Das IC findet regelmäßig alle 4-6 Wochen in den Räumen der Tagesklinik des UKM statt. Der Kontakt zu den Fachkräften der Tagesklinik wie Psychiatern, Sozialtherapeuten, Kunst- und Gestaltungstherapeuten, Ergotherapeuten usw., die für die Flüchtlingshilfe Roxel ehrenamtlich tätig sind, ist sehr hilfreich, denn man kann schon das eine oder andere erfragen und besprechen, wenn konkrete Sorgen bestehen. Die Mitarbeiter möchten uns alle an ihren fachlichen Erfahrungen teilhaben lassen und bieten immer wieder Treffen für Menschen an, die mit Geflüchteten arbeiten oder die einfach etwas darüber erfahren möchten.

 

Ebenso finden wir bei Dr. Thomas Dirksen immer ein offenes Ohr, wenn es um Vorträge über bestimmte Themen geht. (Danke Thomas!)

Im Sommer des letzten Jahres gab es ein großes Sommerfest beider Einrichtungen im Hinterhof der Pienersallee. Es wurde gegrillt, Kaffee getrunken, getanzt und gelacht. Hierbei wurde ein großer Traktorreifen mit Kräutern für alle Bewohner der Unterkunft bepflanzt.

       

Uns vom Verein war schnell klar, dass eine bessere Vernetzung unheimlich wichtig ist, und somit haben wir den Kontakt zu den anderen westlichen Stadtteilen Münsters (Gievenbeck/Sentrup, Nienberge, Mecklenbeck und Albachten) aufgenommen. Wir wollten die Akteure aus den anderen Stadtteilen kennenlernen und unsere Erfahrungen austauschen. Unsere Vorstellung ist es, eine gemeinsame Homepage zu errichten.

Dank unserer beiden „IT-Damen“, Barbara Symanzik und Angelika Elkemann und der großen Hilfe von Thomas Freisfeld (Forum Roxel e. V.) sollte es demnächst mit der engen Vernetzung kein Problem sein.

Die verschiedenen Aktivitäten liefen weiter, auch bis zum heutigen Tag, wie das IC, die Spielrunden im Schultenhof, eine Maltherapie (die jetzt in der Pienersallee gestartet ist) und zwischendurch das Schwimmen.

Angebote für geflüchtete Menschen gibt es von der Stadt immer wieder, wie zum Beispiel kostenlose Museums- und Theaterbesuche und freier Eintritt im Kino zur „Weihnachtsgeschichte“.

Man sollte hierbei noch erwähnen, dass die Stadt das Projekt „Komm AN NRW“ in diesem Jahr gestartet hat. Es geht hierbei um Gelder, die man als Verein für verschiedene Bausteine beantragen kann. Unter anderem werden die Treffen zum Internationalen Café davon finanziert, ein anderes Mal  eine Busfahrt zur Stadt, oder auch Vorträge zu verschiedenen Themen.  Hierfür sind wir der Stadt sehr dankbar.

 





 

Weitere Personen des Vorstands sind sehr aktiv in der Flüchtlingshilfe. Winfried Lodde- Jung, ist nicht nur der zweite Vorsitzende, sondern jetzt auch Hauptamtlicher in der Pienersallee und somit „nah dran“. Wird Hilfe beim Kontaktaufbau mit den geflüchteten Menschen in der Unterkunft benötigt, Transport von Möbeln oder anderen Gegenständen,  etc. - Winfried ist sofort zur Stelle und regelt es. Elke Meiners Giebel ist für den Verein als „Schriftführerin“ unterwegs. Sie schreibt die meisten Protokolle, liest Korrektur der Berichte für die Zeitung oder Homepage und hat immer eine helfende Hand. Jessica Kattan ist immer zur Stelle und kann durch ihre Arabisch Kenntnisse bei sprachlichen Problemen gut unterstützen. Ebenso war sie eine der Ersten, die zu Beginn im Schultenhof Deutschkurse angeboten hat und das mit enormer Ausdauer.

Hans Hegemann ist ein Vereinsmitglied der unsere Homepage mit den wunderbaren Bildern ausfüllt und auch schon einige Fotobücher mit Bildern von Geflüchteten erstellt hat. Wir planen gemeinsam mit ihm eine Fotoausstellung. Diese Fotos tragen dazu bei, uns die Menschen, die bei uns Schutz suchen, noch näher zu bringen.So hat jeder einen Bereich in unserem Verein und gemeinsam macht die Arbeit mit und um die Geflüchteten Spaß, auch wenn es manchmal eine Herausforderung ist.

Im September des Jahres hatte unser Verein ein erneutes Bürgertreffen wegen des neuen Heims für geflüchtete Menschen an der Havixbecker Straße initiiert. Bereits im Frühjahr hatte es von der Stadt eine erste Infoveranstaltung gegeben, bei der leider sehr schnell eine negative Stimmung aufkam. Wir wählten eine andere Veranstaltungsform, um einen konkreteren Informationsaustausch mit aktiven Fachleuten und offiziellen Stellen zu ermöglichen. In einzelnen Fachgruppen konnte sich jeder Besucher informieren und austauschen. Viele Anregungen und auch geäußerte Bedenken flossen dadurch in die Flüchtlingsarbeit ein. Durch eine multimediale PowerPoint-Präsentation über die geflüchteten Kinder in Roxel und auch aufgestellte Fotowände mit der Geschichte zweier Familien aus Syrien, konnte den geflüchteten Menschen ein Gesicht gegeben werden.

Im November erhielten wir Besuch des Weihbischofs Zekorn in Roxel. Im Rahmen der Visitation traf er sich mit uns zum Austausch im Flüchtlingsheim an der Pienersallee. Wir unterhielten uns über die Erfahrungen mit den Geflüchteten und auch über so manche Probleme (Zu wenig Deutschkurse! Wann tritt das Kirchenasyl in Kraft? Wie finden die Christen in die Kirchengemeinde?). Es war eine angenehme, interessante und informative Gesprächsrunde und ein gutes Gefühl für uns, dass unsere „Arbeit“ geschätzt wird.

 

Ebenso erhalten wir von Pfarrer Schmitt und Pfarrer Weissenberg gute Unterstützung in verschiedenen Dingen, wie z. B. Bereitstellung des Pfarrheimes für jegliches Treffen, Besuche beim Internationalen Café und auch „menschliche/seelische“ Unterstützung.

Was vor Weihnachten gerne gemacht wurde, war das „Plätzchenbacken“! Nicht nur Ursula Brintrup, die ihre große Küche für zweimaliges Backen zur Verfügung gestellt hat, auch Doris Feldmann war zu einer großen Aktion bereit. Sie lud sogar über den Grundschulverteiler Roxeler Familien ein, gemeinsam mit den geflüchteten Familien bei ihr zu Hause zu backen. Das fand großen Anklang. (Über 40 Personen nahmen daran teil!) So mancher Mann war mitgekommen und kam mit einem heißen Punsch am Schwedenfeuer im Garten mit Anderen ins Gespräch.

                           

                                                             
 

Kurz vor Weihnachten gab es von beiden Einrichtungen eine gemeinsame Weihnachtsfeier, bei der Menschen jeglicher Religion ein freudiges Fest feierten.

Es ist uns sehr wichtig, immer wieder von den Geflüchteten, von Aktivitäten mit diesen zu berichten und vor allem zu Gesprächsrunden und Vorträgen am Ort einzuladen. Wir möchten ein Zeichen setzen gegen die Grausamkeiten, die z. T. in Deutschland stattfinden (Attentat Berlin, mehrfach angezündete Flüchtlingsheime, sehr unangebrachte Äußerungen der AFD und vieles mehr) und wollen diese so nicht hinnehmen.

Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn man die geflüchteten Menschen persönlich kennenlernt, bekommt man ein ganz anderes Verständnis für ihre Geschichte und auch oft einen überraschenden und erstaunlichen Zugang. All denjenigen, die Ängste haben oder Geflüchteten gegenüber negativ eingestellt sind, können wir nur wärmstens empfehlen, sich auf das Abenteuer, fremde Menschen und Kulturen kennenzulernen, einzulassen, und wir sind davon überzeugt, dass es für jeden Menschen eine bereichernde Erfahrung ist.

Für das Jahr 2017 stehen neben den immer wiederkehrenden Aktivitäten noch so einige Aktionen an, die wir auf unserer Homepage rechtzeitig mitteilen werden!

Wer beim Lesen des Rückblicks Lust bekommen hat, bei uns mitzumachen, kann uns gerne eine Mail schicken.

 

Ich verbleibe mit herzlichen Grüßen

Britta Drude

Vorsitzende Flüchtlingshilfe Roxel e. V.




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Veröffentlicht
19:09:00 19.01.2017